VorORT WIESBADENER KURIER WIESBADENER TAGBLATT
Wiesbadener Stadtteil-Nachrichten vom 12.01.2006

Auch Organist gerät in Schwärmen

Unter dem Motto ,,O Magnum Mysterium" ( O großes Geheimnis- gemeint ist die Menschwerdung Christi) präsentierten zum Jahresende das Vocalensemble für hohe Stimmen ,,arsoni Wiesbaden" und der Männer-Kammerchor Wiesbaden-Sonnenberg zunächst in Frankfurt-Griesheim europäische Chormusik.

Gemeinsam mit dem Jugendchor Sonnenberg erklang die Musik erneut im musikalischen Abendgebet in der Sonnenberger Herz-Jesu Kirche.
Die Mitwirkenden vom Vortag in der Mainmetropole fanden Verstärkung im Jugendchor Sonnenberg (Leitung Ilona Weizenmüller und Holger Wittgen) und in Stephanie Zimmer (Soloharfinistin des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie, Koblenz).
Andreas Karthäuser eröffnete die Andacht mit dem Prälutium in G-Dur von Johann Sebastian Bach.Danach wurden die Gäste mir ,,Machet die Tore weit" von den beiden Erwachsenenchöre begrüßt. Die stimmungsvollen Lesungen des abends lagen in den Händen von Francoise Born und Christiane Stockhausen. Der Jugendchor Sonnenberg begann seinen Vortrag mit ,,Tommorow shall be my dancing day" von John Rutter und ,, I saw three ships" (Traditional english Carol).
Die kleinen Sänger bewiesen bei Ihren Vorträgen ihr Können mit fröhlicher Energie und gekonnter Mehrstimmigkeit, insgesamt mit Bravour, so dass sie sich hinter den Erwachsenen-Chören und anderen Jugendchören keineswegs verstecken mussten.
Die adventliche Idee des ankommenden Schiffes wurde vom Männer-Kammerchor in verschiedenen Sätzen von ,, Es kommt ein Schiff geladen" aufgegriffen. Zwei dreistimmige Sätze des Zeitgenossen richard Rudolf Klein nach Texten des Propheten Jesaja sclossen sich mit dem Vocalensemble ,,arsoni Wiesbaden" an (Tauet, ihr Himmel von oben" und ,,Mache dich auf, werde Licht" . Die kraftvolle und klare Tongebung, aber auch die dynamische Differenzierung waren gute Textinterpreten und beeindruckende Klangwelt zugleich.
Der Jugendchor brachte danach die Gemeinde mit ,,Es ist für uns eine Zeit angekommen" und dem ,,Christmas Lullaby" (John Rutter) in die rechte Stimmung für die anschliessende Aufführung von ,,A Ceremony of Carols". Die Harfenistin Stephanie Zimmer hatte großen Anteil an einer imposanten und organischen Aufführung diesens Reigens von Liedern.
Hohe Stimmen und Harfenbegleitung konnten nicht nur die Zuhörer, sondern auch Organist Andreas Karthäuser zum Schwärmen bringen. Die Soli wurden aus den Reihen des elfköpfigen Ensembles vorgetragen (Melanie Frohmüller, Patricia Gibisch, Katrin Wischert, Susanne Schneider).
Der Männer-Kammerchor schloss hieran mit ,,Zu Betlehem geboren" von Franz Biebl und dem klavierbegleiteten ,, Mariä Wiegelied" von Max Reger an. Das schwedische ,,Jul, jul stra'lande jul" von Gustav Nordquist wurde als spätromantisches Klanggemälde vorgetragen.
Das finnische ,,Joulalaula" von Pecca Juhanni Hannikainnen und ,,Lieb Nachtigall wach auf" aus dem Bamberger Gesangbuch von 1670 standen nun auf dem Programm des Jugendchores, der hierbei ebenfalls Stilsicherheit in den unterschiedlichen Epochen der europäischen Chormusik bewies.
Der zarten Liedmotette ,,Ich brach drei dürre Reiselein" in der Hugo Distler während seiner Lübecker Zeit barocken Vorbildern mir Kantionalsatz folgte, stellten die beiden Erwachsenenchöre die klangvolle, achtstimmige Doppelchor-Motette ,, O magnum mysterium" des Renaissance-Komponisten Jacobus Gallus entgegen. Der 250 Jahre später entstandene Doppelchor ,,Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir" von Felix-Mendelssohn-Bartholdy gab einen interessanten Einblick in die kompositorische Entwicklung dieser Chormusiksparte. Mit ,,the Lord bless you and keep you" von John Rutter sang der Jugendchor die bekannte Segnungsformel zum liturgischen Abschluß der Andacht.
Lange anhaltender Beifall belohnte die Mitwirkenden- allen voran den Gesamtleiter Holger Wittgen- für die Auswahl der Literatur und die gelungene Aufführung.